Wie erkenne ich einen blinden oder sehbehinderten Menschen?
Sehbehinderte oder blinde Menschen sind nicht immer auf den ersten Blick zu entdecken. Einige erkennt man gleich an ihrem Stock, an den drei schwarzen Punkten auf gelbem Grund, am weißen Stockmännchen auf blauem Grund, einer dicken Brille oder am Blindenführhund. Aber nicht immer ist eine Einschränkung der Sehfähigkeit so deutlich zu erkennen. Auch dass man sehbehinderte Menschen an auffällig anders aussehenden Augen erkennt, trifft nur auf einen sehr kleinen Teil der Betroffenen zu. Sehbehinderte Menschen wirken manchmal auf sehende Menschen, die die Behinderung nicht erkennen, ungeschickt, unhöflich oder sogar rücksichtslos, wenn sie Gegenstände sich ganz dicht vor die Augen halten, einen nicht grüßen oder sogar anrempeln.
Wie trete ich in Kontakt?
Auf Blickkontakt oder Zuwinken kann ein sehbehinderter Mensch schlecht reagieren. Er ist nicht unhöflich, sondern er kann es einfach nicht sehen. Somit ist es auf der Seite der Sehenden den Menschen anzusprechen. Wenn Sie dann zur Begrüßung eine Hand ausstrecken, bedenken Sie, Ihr Gegenüber übersieht diese Hand nicht bewusst.
Wie beende ich ein Gespräch?
Wenn Sie die Kommunikation mit einem sehbehinderten Menschen beenden wollen, verschwinden Sie nicht einfach aus dem Gespräch. Sie sollten deutlich Bescheid sagen, wenn Sie gehen, damit Ihr Gegenüber nicht ins Leere spricht.
Was ist, wenn ich einen sehbehinderten Nachbarn oder Bekannten treffe?
Für blinde und sehbehinderte Menschen ist es unangenehm, wenn Nachbarn oder Bekannte an ihnen vorübergehen, ohne sich bemerkbar zu machen. Auch sie freuen sich darüber, gegrüßt zu werden. Denken Sie daran, dabei Ihren Namen zu nennen. So weiß er oder sie, wer gegrüßt hat.
Sofern Sie einen blinden Menschen mit einer anderen Person im Gespräch antreffen und dazu kommen, sollten Sie sich bemerkbar machen. Sind Sie dann im Gespräch, bedenken Sie, dass Sie betroffene Menschen direkt ansprechen und nicht ihre Begleitperson.
Was mache ich, wenn ich gemeinsam mit einem blinden Menschen in einen Raum komme, in dem schon andere Menschen befinden?
Falls Sie ein Zimmer betreten, in dem sich weitere Menschen befinden, sollten Sie dies mitteilen und – falls möglich – auch sagen, wer zugegen ist.
Wie erkläre ich einem sehbehinderten Menschen etwas, zum Beispiel den Weg?
Wenn Sie ihrem Gegenüber etwas beschreiben wollen, hilft natürlich kein Handzeichen, auch dort hinten oder da drüben sind keine hilfreichen Beschreibungen. Es kann zu einer guten Beschreibung helfen, wenn man sich vorstellt, man würde am Telefon miteinander sprechen. Dann beschreibt man oft genauer und detaillierter.
Wie kann ich sehbehinderte Menschen unterstützen?
Generell gilt, dass die Menschen unterschiedlich sind, mancher freut sich über Hilfe, andere wollen gern alles allein schaffen. So geht es auch sehbehinderten Menschen. Fragen Sie doch einfach, ob Sie helfen können. So kann der Mensch selbst entscheiden, ob er Hilfe annimmt und Ihnen mitteilen, welche Hilfe nötig und willkommen ist.
Soll ich einen blinden Menschen am Arm fassen, um ihn mitzunehmen?
Wenn eine blinde Person die Straße überqueren will, ist sie über ein Hilfsangebot oft dankbar. Niemals sollten Sie jedoch einen blinden Passanten ungefragt am Arm packen und über die Straße bringen.
Wenn Sie gemeinsam mit einem blinden Menschen ein Stück Weg gehen, bieten Sie ihren Arm zum Einhängen an. So kann ihre Bewegung automatisch gespürt werden. Treppen, Absätze und Randsteine sowie sonstige Hindernisse sollten Sie ankündigen. Wenn Sie einem blinden Menschen einen Sitzplatz anbieten, führen Sie ihn dorthin und legen Sie seine Hand auf die Rückenlehne.
Auf der Seite Fortbildungen finden Sie auch Angebote, um Hilfe und Begleitung zu erlernen.
Muss ich das Wort „sehen“ vermeiden?
Im Gespräch mit blinden Menschen wagen manche nicht, das Wort „sehen“, „betrachten“ oder auch „blind“ zu benutzen. Doch machen Sie sich nicht zu viel Gedanken um die Wortwahl. Jede blinde Person sieht fern, hat ihren Freund gesehen oder sagt „schön, dich zu sehen“. Der Betroffene meint hier mit „sehen“ seine besondere Art zu sehen – riechen, berühren und hören. Aber das Wort ist das gleiche.
Und wenn ich noch mehr wissen will?
Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) hat einen unterhaltsamen Ratgeber mit zahlreichen Karikaturen erstellt, in dem viele weitere Tipps zum Umgang mit sehbehinderten und blinden Menschen zusammengestellt sind. Auch hilfreiche Unterstützung in Alltagssituationen ist dort beschrieben:
Und schließlich -
bedenken Sie immer die goldene Regel: Fragen Sie einen sehbehinderten Menschen, ob Sie ihm helfen können, bevor Sie etwas für ihn tun – aus Respekt vor ihm und seiner persönlichen Freiheit!
Und für weitere Fragen rufen Sie uns an oder kommen Sie zum Blind-Date auf jedem Kirchentag!