In Deutschland lernen die Kinder in der Schule Lesen gleich in der ersten Klasse. Lesen können ist eine sehr wichtige Fähigkeit in unserer Gesellschaft. Menschen, die nicht mit den Augen lesen können, können lernen, dazu ihre Finger einzusetzen.
Schon 1825 entwickelte der Franzose Louis Braille eine Schrift, die fühlbar ist. Sechs Punkte, zwei Reihen mit je drei Punkten nebeneinander, wie die Augen eines Würfels, bilden das Raster für die Punkte-Kombinationen, mit denen die Buchstaben dargestellt werden. Die Punkte werden von hinten in das Papier gepresst, so dass sie als Erhöhung mit den Fingerspitzen abgegriffen werden können. Mit diesem so einfachen System können sogar mathematische Formeln und Noten wiedergegeben werden.
Um nun selber lesen zu können, braucht es Bücher in Punktschrift. Doch die Umsetzung von den schwarzen mit den Augen lesbaren Buchstaben hin zu fühlbaren Punkten braucht nicht nur viel Aufwand, sondern auch viel Platz. „Das Neue Testament und die Apokryphen der neuen Lutherbibel 2017 umfassen schon 13 dicke Bände, das Alte Testament wird noch einmal 22 Bände benötigen“, so berichtet Barbara Brusius, theologische Referentin des Dachverbandes der evangelischen Blinden- und evangelischen Sehbehindertenseelsorge (DeBeSS) aus Kassel. Doch lohnt sich ein solcher Aufwand, wenn heute viele Bücher schon zum Hören erwerbbar sind? „Schon Luther wollte vor über 500 Jahren, dass jede und jeder in seiner eigenen Bibel lesen kann in seiner eigenen Sprache. Das gilt auch noch im 21. Jahrhundert und dazu braucht es barrierefreie Bücher.“
An dieser Stelle ist auch die Technik inzwischen eine große Hilfe. Die Punktschrift kann gedruckt auf Papier wiedergegeben werden oder auch auf einer schmalen Zeile, die man an den Computer anschließen kann. Auf dieser Art Display bilden viele kleine Stifte die Punkte, und so werden auch längere Texte fühlend lesbar, wenn die Finger über die Zeile gleiten.
Am 4. Januar ist der Welt-Braille-Tag. An diesem Tag wird auf die Bedeutung der Punktschrift, auch Brailleschrift genannt, hingewiesen. Sie ist und bleibt der Schlüssel zum eigenständigen Lesen für blinde Menschen.